Fettleibigkeit und Schlafapnoe: Den Zusammenhang verstehen
Was ist Schlafapnoe?
Obstruktive Schlafapnoe ist eine schwere Schlafstörung, bei der die Atmung während der Ruhephase mehrfach deutlich verlangsamt ist oder ganz aussetzt. Dies liegt häufig daran, dass die Atemwege blockiert sind oder kollabieren.
Klinisch wird OSA diagnostiziert, wenn eine Person mindestens fünf Episoden pro Stunde auf dem Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) hat. Dieser Wert zählt sowohl vollständige Apnoen – vollständige Atempausen oder einen Abfall des Atemvolumens auf 10 % des normalen Luftstroms für mindestens 10 Sekunden – als auch Hypopnoen, bei denen die Atmung für die gleiche Dauer nur teilweise, typischerweise um 30 % oder mehr, reduziert ist. Personen mit OSA berichten häufig von anhaltender Tagesmüdigkeit als Hauptsymptom.
Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, an OSA zu erkranken, mit steigendem Body-Mass-Index (BMI) steigt. Zusätzliche Messungen wie das Taille-Hüft-Verhältnis und der Halsumfang sind ebenfalls hilfreich für die Diagnose. Eine große Studie mit fast 700 Erwachsenen ergab, dass eine Gewichtszunahme von 10 % das OSA-Risiko um das Sechsfache erhöhen kann.
In einem anderen Datensatz mit über 1.000 Teilnehmern trat mittelschwere bis schwere OSA bei 11 % der normalgewichtigen Männer und 3 % der Frauen auf, verglichen mit 63 % der adipösen Männer und 22 % der adipösen Frauen. Bemerkenswerterweise leiden auch fast 60 % der übergewichtigen Kinder an OSA. Jede Erkrankung verstärkt die andere, was die Bedeutung einer gemeinsamen Behandlung unterstreicht.
Der Zusammenhang zwischen Übergewicht und Schlafapnoe
Zu viel Körperfett, insbesondere im Nacken- und Oberkörperbereich, belastet die Atemwege zusätzlich. Dieser erhöhte Druck kann dazu führen, dass sich die Atemwege im Schlaf verengen oder kollabieren.
Ein solcher Druck beeinträchtigt die Muskelkontrolle im Hals, verringert das Lungenvolumen und trägt zu nächtlichen Atembeschwerden bei. Deshalb berücksichtigen Mediziner bei der Beurteilung von OSA-Patienten sowohl den BMI als auch den Halsumfang als wichtige Indikatoren.
Es ist wichtig zu beachten, dass Schlafapnoe nicht nur bei Menschen mit Adipositas auftritt. Auch Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion, verstopfte Nase oder anatomische Unregelmäßigkeiten können dazu beitragen. Dennoch ist der Zusammenhang zwischen Adipositas und OSA nicht einseitig – beide können sich gegenseitig verstärken.
Kann Schlafapnoe zu Gewichtszunahme führen?
Während Gewichtszunahme bekanntermaßen zu Schlafapnoe beiträgt, kann eine unbehandelte OSA auch den Boden für eine weitere Gewichtszunahme bereiten.
Jede Schlafstörung kann den zirkadianen Rhythmus des Körpers beeinträchtigen, der viele wichtige biologische Prozesse steuert. Ist dieser Rhythmus gestört, können sich unregelmäßige Essgewohnheiten entwickeln und Stoffwechselveränderungen auftreten, die eine Gewichtszunahme begünstigen. Unbehandelte Schlafapnoe kann zu einer Reihe von Komplikationen wie Bluthochdruck, abnormalen Cholesterinwerten, erhöhtem Blutzucker, Herzerkrankungen und Schlaganfall führen. Diese Probleme werden in Ressourcen wie dem Adipositas-Algorithmus ausführlich behandelt.
OSA wird insbesondere mit Insulinresistenz und Glukoseintoleranz in Verbindung gebracht. Auch die Blutfette geraten oft aus dem Gleichgewicht, was zu erhöhten Triglyceridwerten und einem niedrigeren HDL-Spiegel als normal führt. Hormone, die Appetit und Stoffwechsel beeinflussen, wie Ghrelin und Leptin, sind ebenfalls betroffen. Ghrelin, das den Appetit anregt, ist bei OSA-Patienten in höheren Konzentrationen vorhanden. Schlafmangel unterdrückt zudem tendenziell Leptin, das Hormon, das dem Gehirn Sättigungsgefühl signalisiert.
Adiponektin, ein weiteres Hormon, das die Glukoseregulation unterstützt und Entzündungen reduziert, ist sowohl bei OSA als auch bei Fettleibigkeit tendenziell niedrig. Zusätzlich kann die durch Schlafapnoe verursachte Müdigkeit das Training erschweren und die körperliche Aktivität – ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Gewichtskontrolle – reduzieren.
Auswirkungen unbehandelter Schlafapnoe
OSA ist keine Erkrankung, die von selbst verschwindet. Eine langfristige Behandlung ist für eine verbesserte Funktion und allgemeine Gesundheit unerlässlich. Die Therapie mit einem CPAP-Gerät (Continuous Positive Airway Pressure) kann Konzentration, Stimmung und Energieniveau schnell verbessern.
Ohne Behandlung können die Folgen jedoch schwerwiegend sein. Eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2015 im World Journal of Otorhinolaryngology-Head and Neck Surgery betonte, dass nicht diagnostizierte OSA zu einer Reihe physiologischer Probleme führen kann, darunter ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfälle, metabolische Syndrome, extreme Tagesmüdigkeit, Leistungseinbußen, Autounfälle und sogar einen vorzeitigen Tod. Diese weitreichenden Folgen belasten auch die Gesundheitssysteme und die Gesellschaft als Ganzes finanziell.
Mit Adipositas verbundene Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten häufig zusammen mit OSA auf. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, in dem eine Erkrankung die andere verstärkt – und so die Gewichtsabnahme manchmal noch schwieriger macht.
Kann Gewichtsverlust Schlafapnoe heilen?
Es ist erwiesen, dass der Verlust von Übergewicht sowohl die Wahrscheinlichkeit als auch die Schwere einer Schlafapnoe verringert.
Unter allen beeinflussbaren Risikofaktoren spielt das Körpergewicht die wichtigste Rolle. Ein gesundes Körpergewicht kann das Risiko für die Entwicklung einer OSA deutlich senken oder deren Schwere bei bereits Betroffenen reduzieren.
Schon ein geringer Gewichtsverlust von 5 bis 10 % der Gesamtkörpermasse kann messbare Verbesserungen bringen. In vielen Fällen können diese Veränderungen die OSA-Symptome besser in den Griff bekommen oder ihr Auftreten von vornherein verhindern.
Überlegungen zur Behandlung von Menschen mit OSA und Adipositas
Viele Patienten suchen ihren Arzt bereits mit dem Verdacht auf, an Schlafapnoe zu leiden. Häufige Warnsignale sind anhaltende Müdigkeit, Berichte über Schnarchen des Partners oder abnormale Schlafmuster, die von Wearables wie Fitnessbändern oder Smartwatches aufgezeichnet werden.
Diese Geräte können Herzfrequenz und Sauerstoffgehalt überwachen, und einige können Unruhe im Schlaf erkennen und so wichtige Hinweise liefern. Dennoch leiden viele Betroffene nur unter Müdigkeit, sodass der Arzt verschiedene Faktoren berücksichtigen und andere Erkrankungen ausschließen muss, bevor er OSA feststellen kann.
Diagnose von obstruktiver Schlafapnoe
Verschiedene körperliche Merkmale können auf eine Schlafapnoe hinweisen. Beispielsweise gilt ein Halsumfang von über 40 cm bei Frauen bzw. 43 cm bei Männern als potenzielles Warnsignal. Auch strukturelle Anomalien in Nase, Rachen oder Kiefer können das Risiko erhöhen.
Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit einer OSA bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen in der Vorgeschichte höher.
Zur Unterstützung der Diagnose können Gesundheitsdienstleister strukturierte Bewertungstools wie den Berlin Sleep Questionnaire, die Epworth Sleepiness Scale oder den STOP-BANG Questionnaire verwenden. Bei allen handelt es sich um validierte Screening-Instrumente.
Unterstützung eines Patienten mit Adipositas und OSA
Es ist entscheidend, den Patienten zu vermitteln, dass OSA und Adipositas zusammenhängen. Eine erfolgreiche Behandlung erfordert in der Regel die gleichzeitige Behandlung beider Symptome. Dies bedeutet oft, den Patienten zu ermutigen, Adipositas als Krankheit und nicht als persönliches Versagen zu betrachten.
Sobald dieses Verständnis etabliert ist, können Patienten ermutigt werden, verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zu prüfen, die von Gewichtsmanagement bis hin zu psychischer Unterstützung reichen. Wenn Schlaflosigkeit ein Problem darstellt, insbesondere wenn sie mit emotionalen oder psychologischen Faktoren zusammenhängt, kann die Überweisung des Patienten an einen Psychologen angebracht sein.
Behandlung von obstruktiver Schlafapnoe
Das CPAP-Gerät ist nach wie vor der Eckpfeiler der Schlafapnoe-Behandlung. Es leitet einen gleichmäßigen Luftstrom durch eine Maske und verhindert so, dass die Atemwege während der Nacht kollabieren.
Die meisten Anwender erleben eine sofortige Verbesserung ihrer Wachheit, Stimmung und Symptome wie morgendliche Kopfschmerzen. CPAP ist jedoch nicht die einzige Lösung. Gewichtsverlust ist nach wie vor eine wirksame Maßnahme. Bereits eine 10-prozentige Gewichtsreduktion kann zu einer bis zu 20-prozentigen Verbesserung der OSA-Schwere führen.
Weitere Ansätze umfassen individuelle Zahnspangen, Verhaltensänderungen und Strategien zur Schlafhygiene. Auch Lebensstiländerungen wie Raucherentwöhnung, Alkohol- und Beruhigungsmittelverzicht können hilfreich sein. In fortgeschritteneren Fällen können chirurgische Eingriffe zur Lösung körperlicher Blockaden in Betracht gezogen werden.